Früherkennung
Entwicklung des Sehens: Früherkennung ist entscheidend
Die Entwicklung des Sehens ist ein komplexer Prozess, der vor allem in den ersten Lebensjahren besonders intensiv verläuft. Das visuelle System eines Kindes ist jedoch erst mit etwa 10 Jahren vollständig ausgereift. In dieser entscheidenden Entwicklungsphase können Beeinträchtigungen des Sehens langfristige Sehprobleme verursachen, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Daher ist die Früherkennung von Sehstörungen besonders wichtig, um eine gesunde visuelle Entwicklung zu fördern und bleibende Schäden zu vermeiden.
Warum ist Früherkennung so wichtig?
Wenn Sehfehler bei Kindern nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden, können sie zu einer bleibenden Sehschwäche (Amblyopie) führen, die sich später nicht mehr therapieren lässt. Auch die Fähigkeit, dreidimensional zu sehen (Stereosehen), kann dauerhaft gestört werden. Je früher eine Sehschwäche entdeckt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen, eine normale Sehschärfe zu erreichen und bleibende Schäden zu vermeiden.
Häufige Faktoren, die die Sehentwicklung negativ beeinflussen
- Fehlsichtigkeit: Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) sind weit verbreitete Sehfehler. Besonders Kinder mit einer Fehlsichtigkeit, die nur ein Auge betrifft, sind im Alltag oft nicht auffällig. Ohne frühzeitige Behandlung kann sich eine dauerhafte Sehschwäche entwickeln.
- Schielen (Strabismus): Dabei sind die Augen nicht auf das gleiche Ziel ausgerichtet. Manche Formen des Schielens sind mit blossem Auge kaum erkennbar, können jedoch die Sehentwicklung erheblich beeinträchtigen und sollten frühzeitig behandelt werden.
- Augenerkrankungen: Fehlbildungen, Linsentrübungen oder Netzhauterkrankungen können die Sehentwicklung ebenfalls stark beeinträchtigen. Auch ein Bedecken des Auges durch das Augenlid kann die normale Sehentwicklung verhindern.
Häufige Faktoren, die die Sehentwicklung negativ beeinflussen
Wann sollte eine Augenuntersuchung erfolgen?
Sehstörungen sind im Alltag oft schwer erkennbar. Aus diesem Grund sind präventive Augenuntersuchungen zu den folgenden Zeitpunkten empfohlen:
- Ab 6–12 Monaten: Erste Sichtkontrolle im Rahmen der regulären Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt oder Kinderärztin.
- Ab 3–4 Jahren: Gezielte Augenuntersuchung bei der Orthoptistin und beim Orthoptisten und bei der Augenärztin oder Augenarzt zur frühzeitigen Erkennung von Amblyopie, Schielen oder Fehlsichtigkeiten.
- Ab 6 Jahren: Seh-Check vor dem Schuleintritt, um sicherzustellen, dass das Kind gut sehen kann und keine Fehlsichtigkeiten die schulische Leistung beeinträchtigen.
- Bei positiver Familienanamnese: Wenn in der Familie Sehfehler wie Schielen oder Brillenträger bekannt sind, ist eine frühzeitige Augenuntersuchung in den ersten 4 Lebensjahren auch ohne auffällige Symptome ratsam.
- Ehemals frühgeborene Kinder: Nach den abgeschlossenen Untersuchungen betreffend Frühgeborenenretinopathie (ROP) sollte alle 6 bis 12 Monate eine orthoptische und ophthalmologische Untersuchung durchgeführt werden.
Wichtige Hinweise im Vorschulalter
Wenn bei Ihrem Kind folgende Auffälligkeiten auftreten, sollte eine orthoptische und ophthalmologische Abklärung erfolgen:
- Schielen ab dem 6. Lebensmonat (Schielen wächst sich nicht aus!)
- Augenzittern oder ungewöhnliche Bewegungen der Augen
- Häufig gerötete Augen oder eine graue Pupille anstelle der schwarzen
- Ungewöhnlich grosse oder kleine Augen
- Herunterhängendes Augenlid oder eingeschränkte Augenbeweglichkeit
- Übermässige Lichtempfindlichkeit
- Häufiges Reiben oder Blinzeln der Augen
- Zukneifen eines Auges oder Schiefhalten des Kopfes
Wichtige Hinweise im Schulalter
Auch im Schulalter können Sehprobleme unbemerkt bleiben, obwohl sie das Lernen und die soziale Integration erheblich beeinflussen können. Achten Sie auf folgende Anzeichen:
- Häufiges Stolpern oder ungeschicktes Verhalten
- Bilderbuch oder Gegenstände sehr nahe an die Augen halten
- Zu nah an den Fernseher heranrücken
- Augen zusammenkneifen, um den Bildschirm oder die Tafel zu sehen
- Verschwommenes Sehen beim Lesen oder Schreiben
- Schreiben über oder unter den Linien
- Häufiges Schliessen der Augen beim Lesen, Schreiben oder Fernsehen
- Rasches Ermüden beim Lesen oder Schreiben, Augenbrennen oder tränende Augen
- Häufige Kopfschmerzen
- Gelegentliches Doppeltsehen
- Konzentrationsprobleme oder mangelnde Ausdauer bei visuellen Aufgaben
Fazit: Früh handeln für eine gesunde Sehentwicklung
Die rechtzeitige Früherkennung von Sehstörungen spielt eine entscheidende Rolle für die gesunde Entwicklung eines Kindes. Durch regelmässige Augenuntersuchungen und die schnelle Reaktion auf Auffälligkeiten können viele Sehprobleme bereits im frühen Stadium erkannt und erfolgreich behandelt werden. So wird sichergestellt, dass Ihr Kind eine optimale visuelle Entwicklung durchläuft, die sowohl seine schulische als auch seine soziale Entwicklung unterstützt.